Was ist "Wallfahrt"?

"Wenn du voller schlechter Gedanken bist, so bleibst Du doch weit von Christus entfernt, auch wenn Du nach Golgotha, zum Ölberg oder zur Auferstehungsstätte pilgerst", so warnt Bischof und Kirchenvater Gregor von Nyssa bereits im 4. Jahrhundert vor einem oberflächlichen religiösen Tourismus, der offenbar schon damals bei seinen Glaubensgenossen um sich zu greifen drohte.

Wir wollen hier über eine Wallfahrt informieren, zu der sich seit 1982 jährlich ältere und jüngere Gläubige in unserem Land aufmachen. Wir hoffen, dass diese Wallfahrt auch weiterhin der vom heiligen Gregor angesprochenen Gefahr entgehen kann.

Traditionelle Wallfahrten gibt es ja heute noch eine ganze Reihe, z.B. zu den Apostelgräbern nach Rom und Santiago de Compostela, zu den Stätten der Urchristenheit nach Jerusalem oder zu den Orten, wo große Heilige gelebt haben, z.B. nach Assisi (Franziskus) oder Flüeli (Bruder Klaus). Außerdem gibt es viele Marienwallfahrtsorte, vorwiegend aus der Barockzeit: Altötting, Kevelar, Annaberg in Schlesien oder aus späterer Zeit die berühmten Wallfahrtsorte Lourdes und Fatima. Dabei gibt es Dank-, Bitt- und Sühnewallfahrten.

All dem zugrundeliegen dürfte die Erfahrung des Menschen, daß sein Dasein eine Pilgerschaft ist, dass er ein "Homo viator" ist, ein Mensch, der unterwegs ist; unterwegs zu einem Ziel, das immer noch vor ihm liegt, zu dem er Tag für Tag neu aufbrechen muss. Er muss Altes, Liebgewordenes verlassen und zu Neuem, Unbekannten und zugleich Ersehntem aufbrechen. Und das nicht allein, sondern im "Pilgernden Gottesvolk", um nicht nur als Einzelner, sondern auch in Gemeinschaft die Erfahrung der Nähe, der Führung Gottes zu machen. Diese Bestimmung des Menschen verdichtet sich auf Wallfahrt zu einem religiösen Zeichen und zu religiöser Erfahrung. Und das Erreichen des erstrebten Wallfahrtsortes mit seiner Freude und verdienten Ruhe gibt ihm eine Vorahnung von dem letzten großen Ziel im "Haus des Vaters", in der "Heiligen Stadt", im "Neuen Jerusalem", das ihm sein Glaube verheißt.